Wichtige Punkte bei der Kanzleigründung

Bei einer Kanzleigründung sind im Vorfeld viele wichtige Punkte zu klären. Die unserer Meinung nach wichtigsten haben wir hier einmal für Sie aufgelistet und kurz erläutert:

  Wovon hängen die Erfolgsaussichten einer Kanzlei ab?
  Welche Finanzmittel sind für eine Kanzleigründung erforderlich?
  Welche Existenzgründungsprogramme können in Anspruch genommen werden?
  Wo sollte die Kanzlei angesiedelt werden?
  In welcher Rechtsform sollte die Kanzlei gegründet werden?
  Auf welche Mandanten sollte die Kanzlei ausgerichtet werden?
  Wie sollte man für seine Kanzlei werben?
  Mit welchen Dingen sollte eine Kanzlei eingerichtet werden?
  In wieweit sollten EDV und neue Medien eingesetzt werden?
  Welche Versicherungen sollten abgeschlossen und welche Mitgliedschaften eingegangen werden?

Sind Sie an einer Kanzleigründung interessiert, beachten Sie unser Existenzgründerprogramm für junge Rechtsanwälte:

  Existenzgründerprogramm für junge Kanzleigründer

 

Abschätzung der Erfolgsaussichten

Der Erfolg einer Kanzlei hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, von denen die wichtigsten nachfolgend aufgelistet sind:

Standort der Kanzlei
Ausrichtung der Kanzlei (Fachgebiete)
Werbemaßnahmen und Marketing
Art des Auftretens der tätigen Rechtsanwälte gegenüber den Mandanten
Qualifikation der tätigen Rechtsanwälte der Kanzlei
Eingesessenheit der Rechtsanwälte wie der Kanzlei
Bekanntheit und Ruf der tätigen Rechtsanwälte sowie der Kanzlei
Connections der tätigen Rechtsanwälte
Effektivität der Kanzleiorganisation
Größe der Kanzlei
Ausstattung der Kanzlei

Wichtig ist bei der Kanzleigründung der Kanzlei ein glaubwürdiges Profil zu geben. Dabei sind alle Faktoren zu betrachten und auch Interdependenzen zwischen Faktoren zu berücksichtigen. Ein unerfahrener Einzelanwalt wird es z.B. schwer haben mit dem Interessenschwerpunkt GmbH-Recht, während Großkanzleien sicherlich Ihre Schwierigkeiten mit einer Ausrichtung auf Mietrecht hätten.

Ein Profil lässt sich gegenüber den Mandanten nur aufrichtig vertreten, wenn das Auftreten der Rechtsanwälte einer entsprechenden Kanzleiphilosophie folgt, von der die in der Kanzlei tätigen Rechtsanwälte auch wirklich überzeugt sind.

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Finanzmittelplanung

Eine Finanzplanung für die Gründung Ihrer Kanzlei muss solide durchgeführt werden. Ein Konkurs aufgrund einer falschen Finanzmittelplanung sollte unbedingt vermieden werden. Nichts ist schlimmer, wenn die Kanzlei nicht mehr zu halten ist, aber die Schulden selbst über Jahre oder Jahrzehnte kaum zu bewältigen sind.

In der Finanzplanung dürfen die Erfolgsaussichten in der Anfangsphase einer Kanzlei nicht überschätzt werden. Ist die Finanzdecke Ihrer Kanzlei zu dünn, kann es Ihnen passieren, dass Ihnen gerade das Geld ausgeht, wenn Ihre Kanzlei sich eine bescheidenen Mandantenschaft erarbeitet hat.

Folgende Finanzplanung sind in jedem Fall vor einer Existenzgründung sorgfältig durchzuführen:

Finanzbedarfsplanung: Wie viel Geld wird für die Kanzleigründung benötigt?
Liquiditätsplanung: Wie viel Geld ist notwendig, um die Kanzlei aufrechtzuerhalten, obwohl die Einnahmen nicht die Ausgaben decken?
Erfolgsplanung: Wie entwickeln sich die Einnahmen, die aus Mandantenhonoraren erzielt werden?
Finanzmittelplanung: Welches Geld steht als Gründungskapital zur Verfügung, wie viel Geld sollte wo fremdfinanziert werden?

Die Finanzplanung sollte in einem Konzept zur Kanzleigründung festgehalten werden, um insbesondere bei Banken stichhaltig belegen zu können, warum man welches Geld für welchen Zweck benötigt.

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Existenzgründerprogramme

In der letzten Zeit ist die Zahl der Existenzgründungsprogramme sprunghaft angestiegen. Mit diesen Programmen lässt sich günstig Gründungskapital akquirieren, aber es werden auch vielfältige Veranstaltungen angeboten, die umfangreiche Informationen zum Thema Existenzgründungen bieten.

Beispielhaft seien an dieser Stelle einige dieser Programme aufgelistet, die Sie auch im Internet finden:

  Förderprogramme der Deutschen Ausgleichsbank
  Förderprogramme der Kreditanstalt für den Wiederaufbau
  "Go!" - Gründungs-Offensive NRW

Viele Existenzgründerprogramme werden für spezielle Personengruppen angeboten, z.B. Frauen, Ostdeutsche, Menschen aus den Steinkohlenregionen. Bei der richtigen Wahl des Förderprogramms kann daher eine Menge Geld gespart werden!

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Kanzleistandort

Der Kanzleistandort ist einer der entscheidenden Faktoren, ob Mandanten die Kanzlei aufsuchen oder nicht. Zu beachten ist, dass zentrale, innenstadtnahe Standorte in der Regel teuer sind, aber nicht unbedingt besser sein müssen als gut erreichbare Standorte die weniger zentral liegen.

Bei der Standortwahl sind besonders folgende Aspekte zu beachten:

bestehende Anwaltsdichte am gewünschten Standort - Konkurrenzsituation
interessante, potentielle Mandanten in der näheren Umgebung
leichte Erreichbarkeit mit Bus und Bahn (ÖPNV), PKW, Fahrrad oder zu Fuß
Attraktivität des Umfeldes
bezahlbare Standortkosten

In Abhängigkeit zur Ausrichtung der Kanzlei sind andere Standortfaktoren besonders zu beachten. Eine Kanzlei mit Schwerpunkt Sozialrecht sollte auf eine gute ÖPNV-Anbindung achten. Eine Kanzlei mit Wirtschaftsklientel legt Wert auf ein attraktives Umfeld der Kanzlei. Dementsprechend müssen bei der Standortwahl alle Faktoren gut miteinander abgewogen werden.

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Rechtsform der Kanzlei

Wollen sie sich zu mehreren Rechtsanwälten selbständig machen, ist zu überlegen, welche Rechtsform Sie für Ihre Kanzlei wählen. Folgende Rechtsformen stehen Ihnen dabei zur Wahl:

Bürogemeinschaft
Sozietät
Partnerschaftsgesellschaft
Anwalts-GmbH

In Abhängigkeit von der erzielbaren Außenwirkung, der internen Kanzleiorganisation und nicht zuletzt aus finanziellen Erwägungen, können ganz unterschiedliche Formen für eine Kanzlei gewählt werden. Die Wahl der Rechtsform ist mit größter Sorgfalt vorzunehmen, da eine spätere Änderung dieser Form mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein kann.

Noch wichtiger ist es, um späteren Ärger zu vermeiden, die Verträge zwischen den Partnern eindeutig abzufassen und alle wichtigen Verhältnisse zwischen den Partnern unzweideutig und umfassend zu regeln.

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Ausrichtung der Kanzlei

Die Ausrichtung einer Kanzlei wird durch die Schwerpunkte bestimmt, die die Rechtsanwälte vornehmlich bearbeiten wollen und mit denen die Kanzlei wirbt. Zu beachten ist dabei, dass entsprechend der fachlichen Ausrichtung einer Kanzlei eine andere Klientel als Mandanten in Frage kommt. Daher sollten vor einer endgültigen Entscheidung über die Ausrichtung einer Kanzlei folgende Überlegungen geführt werden.

Passen Ausrichtung und Standort der Kanzlei zusammen?
Ist eine ausreichende Qualifikation der Rechtsanwälte für die vorgesehene fachliche Ausrichtung der Kanzlei gegeben?
Passen die ausgewählten Schwerpunkte zusammen, ergeben sich Synergieeffekte?
Sind die Schwerpunkte auch finanziell ausreichend lukrativ?
Sind Kanzleiprofil und Kanzleiausrichtung aufeinander abgestimmt?

Bei der Kanzleigründung ist ebenfalls eine Qualifikation der Rechtsanwälte der Kanzlei entsprechend der Ausrichtung der Kanzlei zu berücksichtigen. Z.B. bietet es sich für einen Kanzleianwalt an, einen Fachanwalt auf einem Schwerpunktgebiet der Kanzlei zu erwerben.

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Werbung und Marketing

Eine neugegründete Kanzlei ist noch unbekannt, kein potentieller Mandant kennt sie, niemand weiß Bescheid über die fachliche Qualität der dort arbeitenden Anwälte. Aus diesen Gründen ist gerade zu Beginn einer Existenz die Werbung und das Marketing einer Kanzlei besonders wichtig und ist in der Finanzplanung mit einem ausreichenden Budget zu berücksichtigen.

Folgende Werbemittel und Marketingstrategien kommen für Rechtsanwaltskanzleien in Frage

Kanzleibroschüren
Werbung in den Gelben Seiten oder im Telefonbuch
Werbung in der Zeitung
Persönliches Knüpfen von Kontakten zu Interessengruppen, die potentiell anwaltliche Vertretung wünschen
Spezialisierung/Fachanwaltszulassung
Kanzleischild
Mandantenrundbriefe (z.B. zu Weihnachten)
Eintragungen in Anwaltslisten
Öffnungszeiten
Kanzlei-Seiten im Internet
u.v.m.

Besteht die Kanzlei einmal, ist die beste Werbung sicher ein erfolgreicher Anwalt, aber auch zu dieser Zeit ist es wichtig durch Werbung auf sich aufmerksam zu machen.

Bei der rechtsanwaltlichen Werbung ist zusätzlich zu beachten, dass Sie nur in den engen Grenzen der BRAGO und der Berufsordnung erlaubt ist.

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Kanzleieinrichtung

Bei der Kanzleieinrichtung ist zum einen auf Funktionalität, zum anderen aber auch auf die Wirkung auf den Mandanten zu achten. Daher ist entsprechend der erwarteten Mandantenschaft, die Art der Einrichtung zu wählen. So wird verständlicherweise eine Kanzlei mit Wirtschaftsschwerpunkt nobler eingerichtet sein, als eine Kanzlei mit eher familienrechtlicher Ausrichtung.

Zu Bedenken ist, dass eine überzogene Einrichtung eine Barriere zwischen Rechtsanwalt und Mandant aufbauen kann, eine karge Einrichtung sich dagegen durch das überzeugende Auftreten eines Anwaltes dagegen leicht überspielen lässt.

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EDV und neue Medien

Durch eine geeignete Ausstattung der Kanzlei mit EDV lässt sich in einer Kanzlei eine Menge Arbeit sparen. Zudem ermöglicht der richtige Einsatz von EDV und neuen Medien eine schnelle und reibungslose Kommunikation innerhalb der Kanzlei und gegenüber dem Mandanten. EDV und neue Medien können in Kanzleien wie folgt verwendet werden:

Aktenorganisation und -bearbeitung (Akten können heute sogar vollständig elektronisch abgelegt werden)
Buchführung
Berechnungen (z.B. Unterhalt-, Renten-, Zugewinn- und Versorgungsausgleich)
Terminkalender
Literaturdatenbank (alle wichtigen juristischen Zeitschriften liegen z.B. in CD-Form vor)
Textverarbeitung mit juristischen Textbausteinen
schnelle und preiswerte E-Mail-Kommunikation zwischen Anwälten oder zwischen Anwalt- und Mandant
Verbreitungen von Informationen über die Kanzlei via Internet
Informationsrecherche via Internet
automatisiertes Mahnwesen und Zwangsvollstreckung
Diktat von Schriftsätzen via Spracherkennung
u.v.m.

Durch den intelligenten Einsatz von EDV und neuen Medien lässt sich gegenüber anderen Kanzleien ein entscheidender Wettbewerbsvorteil erreichen. Unsere Vorschläge und Ideen zum Einsatz von EDV und neuen Medien können Sie über folgende Verweise abrufen:

  EDV-Einsatz und EDV-Organisation
  Einsatz neuer Medien

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Versicherungen und Mitgliedschaften

Wird eine Kanzlei gegründet, ist zu schließlich zu beachten, welche Versicherungen die Kanzleianwälte abschließen und welchen Organisationen sie als Mitglieder beitreten können. Nachfolgend ist eine Auswahl der wichtigsten Versicherungen und Mitgliedschaften, die bei einer Existenzgründung zu bedenken sind, aufgelistet:

Krankenversicherung (Ausgestaltung und Wahl)
Rentenversicherung im Rechtsanwaltsversorgungswerk (Ausgestaltung)
Berufsunfähigkeitsversicherung (Ausgestaltung und Wahl)
Unfallversicherung (Ausgestaltung und Wahl)
berufliche Haftpflichtversicherung (Ausgestaltung und Wahl)
Mitglied in der Rechtsanwaltskammer (Zwangsmitgliedschaft)
Mitgliedschaft im Deutschen Anwaltsverein
Mitgliedschaft in Organisationen und Vereinen, in denen auch potentielle Mandanten Mitglied sind

Nähere Informationen zu den genannten Versicherungen können Sie auf unseren Informationsseiten zum Versicherungsrecht abrufen:

  Informationsangebot zum Versicherungsrecht (Kanzlei Agnesstraße)

 

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